Krisentreffen im Wiesenfeldener Brandmoos

Letzte Woche kamen Politikerinnen, Expert:innen und Betroffene aus der Landwirtschaft zu einem Ortstermin im Wiesenfeldener Brandmoos zusammen, um sich über die Zukunft eines von Mittelkürzungen bedrohten Naturschutzprojekts auszutauschen.

Hier der am 3.2.2025 im Straubinger Tagblatt dazu erschienene Artikel in voller Länge (Text und Bild: Andrea Kaufmann).

Ortstermin im Wiesenfeldener Brandmoos: (v. l.) Dr. Christian Stierstorfer (LBV),
Andreas Molz (BUND), das Landwirtsehepaar Bauer und von den Grünen Feride
Niedermeier, Mia Goller, Martina Kögl und Anita Karl

Das Ende eines Vorzeigeprojekts?

Krisengespräch im Wiesenfeldener Brandmoos: Geplante Mittelkürzungen bedrohen
über viele Jahre mühsam gepflegte Flächen und Biotope. Auch Landwirte sind
betroffen.

Straubing-Bogen. (aka) Das Brandmoos in Wiesenfelden an einem grauen
Januarnachmittag. Unspektakulär zu dieser Jahreszeit, ist hier über viele Jahre
ein Biotop entstanden beziehungsweise renaturiert worden, das inzwischen als
Leuchtturmprojekt im Arten- und Klimaschutz gelten darf. Doch die Zukunft des
selten gewordenen Naturraums „Moor“ ist ungewiss. Mit viel Aufwand,
ehrenamtlichem Engagement und vor allem professionell durchgeführten
Pflegearbeiten entwickelt sich dieses wertvolle Gebiet langsam zum Hochmoor
zurück.
Projekte für Natur und regionale Wertschöpfung
Das Brandmoos bietet aufgrund der langjährigen Bemühungen inzwischen wieder
einer Vielzahl von gefährdeten Pflanzen und Tieren eine Heimat. Doch die
Fortführung des Projekts und vieler anderer im Auftrag von Arten- und
Umweltschutz stehen auf der Kippe, seitdem Ende des Jahres bekannt wurde, dass
die Fördermittel für die koordinierenden Landschaftspflegeverbände massiv
zusammengestrichen werden sollen. Auf Einladung der beiden Grünen-Kreisrätinnen
Martina Kögl-Wiethaler und Anita Karl trafen sich vergangene Woche Vertreter und
Vertreterinnen aus dem aktiven Umweltschutz, den Kommunen und der Politik, um
sich angesichts eines der gelungensten Umweltschutzprojekte des Landkreises über
die Zukunft auszutauschen.
Die Nachricht, dass Mittel, mit denen schon fest gerechnet wurde und mit denen
auch schon wichtige Arbeiten in Auftrag gegeben wurden, nicht kommen sollen,
schlug beim Landschaftspflegeverband Straubing-Bogen wie eine Bombe ein. Wie
wertvoll die Arbeit der bayernweit etablierten Landschaftspflegeverbände ist,
zeigen zahllose kleine und große, aber immer für den Naturschutz und auch die
regionale Wertschöpfung wichtige Projekte.
Insektenschonenden Mäher angeschafft
Nach dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ fiel den
Landschaftspflegeverbänden zum Beispiel die Mitarbeit bei der im Artikel 19 des
Bayerischen Naturschutzgesetzes festgelegten Biotopvernetzung zu. Alleine im
Landkreis Straubing-Bogen laufen derzeit 160 Einzelmaßnahmen, die vom
Landschaftspflegeverband koordiniert und organisiert werden, wurde beim
Ortstermin angesprochen. Besondere Pflegearbeiten erledigen im Auftrag derzeit 60
Landwirte im Landkreis, die sich mit den Aufträgen im Naturschutz ein wichtiges
Standbein aufgebaut und dabei einiges an teuren Investitionen auf sich genommen
haben. Ein bei Ortstermin anwesender Landwirt berichtet über den Kauf eines
besonders insektenschonenden Balkenmähers, den er für die Landschaftspflege im
Brandmoos gewinnbringend einsetzt.
Aus München war zum Treffen die Landtagsabgeordnete Mia Goller angereist, die
sich betroffen zu den regionalen Auswirkungen der angekündigten
Fördermittelkürzungen äußerte. „Jahrelange Arbeit kann umsonst gewesen
sein, wenn nun nicht mehr genug Mittel zur Verfügung stehen. Wenn die
Habitatkontinuität nicht mehr gegeben ist, verschwinden einige Zielarten sehr
schnell wieder“, befürchtet Dr. Christian Stierstorfer vom Landesbund für
Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV).
Alle Teilnehmer des Treffens waren sich einig, dass schon aus Gründen der
Erfüllung der Vorgaben im Bayerischen Naturschutzgesetz eine unmäßige
Mittelkürzung nicht zielführend sein könne.
Mühsam erarbeitete Erfolge würden verloren gehen
Dass viele Landwirte im Landkreis einen Teil ihres Einkommens einbüßen würden,
Anstellungen gestrichen werden müssten und die mühsam erarbeiteten kleinen
Erfolge, wie der Schutz von Bodenbrütern, die Wiedervernässung von
ursprünglichen Feuchtgebieten oder die Wiederherstellung von für so viele Arten
wertvollen Magerrasenstandorten, verloren gingen, wären die Folge, wenn das sich
derzeit darstellende Szenario kommen würde. Man gebe sich aber nicht so schnell
geschlagen, betonten die Teilnehmer aus den Naturschutzverbänden. Sie wie auch
alle anderen, die bislang viel Energie in Landschaftspflege und Biotoperhalt
gesteckt haben, hoffen auf eine schnelle Entscheidung.