Klimaschutz ist aus dem Fokus der aktuellen Tagespolitik geraten. Die CDU möchte die Klimaneutralitätsziele bis 2045 aufweichen. Wirtschaftsministerin Reiche legt Pläne vor, dass mehr Gaskraftwerke gebaut werden und Förderungen für Erneuerbare Energie rückgängig gemacht werden. Wir GRÜNEN sagen allerdings: Klimaschutz ist Menschenschutz. Wir sagen das sowohl als Partei auf Bundesebene, als auch lokal im Kreisverband Straubing-Bogen. Eine Rückabwicklung hätte fatale Folgen für die Menschen und auch die Wirtschaft.

„Klimamüdigkeit“ in der Bevölkerung
Aktuelle Umfragen zeigen, dass die Taktik der Bundesregierung aufzugehen scheint, mit Diskussionen um Bürgergeld und illegale Einwanderung vom Kernproblem unserer Zeit abzulenken, dem menschengemachten Klimawandel. So befragte das Meinungsforschungsinstitut Civey im April 2025 etwa 2000 Personen in Bayern, welche Themen mit Blick auf die politische Arbeit in den Kommunen am wichtigsten sind. Sicherheit und Ordnung landete mit 31% auf dem ersten Platz, gefolgt von bezahlbarem Wohnraum und wirtschaftlicher Stärke. Anpassung an den Klimawandel und aktiver Klimaschutz landeten mit gut 7% nur auf den Plätzen 15 und 17.
Klimaschutz bekämpft auch andere Probleme
Als GRÜNE erkennen wir an, dass die erstgenannten Themen wichtig sind, genauso wie soziale Gerechtigkeit, Bildung, Kinderbetreuung, Infrastruktur, Mobilität, Gesundheitsversorgung und vieles mehr. Wir sehen aber auch, dass Klimaschutz mit allen diesen Themen verknüpft ist.
- Wirtschaft und Lebenshaltungskosten: Erneuerbare Energien liefern günstigen Strom und stärken sowohl die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft als auch private Haushalte. Dezentrale erneuerbare Energieversorgung macht uns unabhängiger von Energielieferungen aus Autokratien und behält die Wertschöpfung im Land. Besonders die traditionell wirtschaftlich schwächeren ländlichen Räume werden dadurch gestärkt.
- Katastrophenprävention: Effektiver Hochwasserschutz bewahrt uns vor den immensen Folgekosten von Überflutungen. Eine Eindämmung der Erderwärmung bekämpft Fluchtursachen in vielen Regionen der Welt. Wenn die Temperatur weiter ansteigt, werden sich Hochwasser, Erdrutsche, Waldbrände, die jetzt schon fast täglich in den Nachrichten sind, massiv häufen.
- Public Health: Das Gesundheitssystem würde entlastet werden, weil die Zahl hitzebedingter Krankheits- und Todesfälle nicht weiter steigen würde.


Evidenzbasierte Politik
Ob es die regelmäßigen Berichte des IPCC sind oder es der aktuelle Aufruf von Deutscher Physikalischer Gesellschaft (DPG) und Deutscher Meteorologischer Gesellschaft (DMG) ist, dem sich die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) angeschlossen hat: Ein ausführliches Studium der oben verlinkten Berichte lohnt sich, denn die Datenlage ist eindeutig. Unter den gegenwärtigen politischen Rahmenbedingungen ist mit einem mittleren Temperaturanstieg von 2 bis 3 Grad bis 2050 zu rechnen. 2100 sollen es dann 4 bis 5 Grad sein. Und das ist keine Schwarzmalerei. Wissenschaftler erstellen seit den 1970er Jahren Prognosen, die bisher immer eingetreten sind oder sogar – im negativen Sinne – übertroffen wurden.
3 Grad: Ein bedenklicher Unterschied
Wer glaubt, dass sich die Menschheit einfach an 3 Grad höhere Temperaturen anpassen kann, der irrt. Der Mensch ist faktisch nämlich ein kälteangepasstes Wesen, er hat sich vor 2 Millionen Jahren entwickelt, als die Temperaturen auf der Erde sanken. Eine Studie an jungen und gesunden Menschen zeigt, dass auch sie bereits bei Temperaturen von 31°C und 100% Luftfeuchtigkeit (oder bei 38°C und 60% Luftfeuchtigkeit) Schwierigkeiten bekommen, ihre Körpertemperatur über einen längeren Zeitraum von mehreren Stunden zu regulieren. In der Folge steigt die Körperkerntemperatur und in letzter Konsequenz kommt es zum Hitzetod.

Das Robert-Koch-Institut hat in seinem Epidemiologischen Bulletin festgestellt, dass es bereits in den Jahren 2023 und 2024 eine Übersterblichkeit von 3000 Personen in Deutschland gegeben hat, die allein auf Überhitzung zurückzuführen ist. Langzeitprognosen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für Hitzeperioden in Mitteleuropa bis zum Ende dieses Jahrhunderts um mehr als das Doppelte ansteigen wird. In Deutschland sind hiervon besonders der Südwesten und Osten betroffen, die Städte stärker als der ländliche Raum. Hitzewellen stellen für besonders verletzliche Personengruppen ein hohes Risiko dar. Zu diesen vulnerablen Gruppen gehören Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere, chronisch Kranke und die wachsende Gruppe der Menschen über 65 Jahren. Zitat aus dem DPG-Aufruf: „Die gegenwärtige Generation junger Menschen muss sich der Tatsache bewusst sein, dass sie möglicherweise das Ende dieser gemäßigten Umweltbedingungen mit all ihren Konsequenzen erleben wird.“ Gesundheit ist unser höchstes Gut – da sind wir uns alle einig. Das heißt, dass wir gemeinsam alles Menschenmögliche tun müssen, um dieses Ziel zu erreichen.
Wege aus der Krise
Die Wege aus der Klimakrise liegen im Ausstieg aus fossilen Technologien, um die Treibhausemissionen zu senken. An vorderster Stelle werden Photovoltaik und Windenergie genannt. Auch Wasserkraft, Bio-Energie und Geothermie können entscheidende Rollen spielen. Die Kernenergie ist mit Risiken (Endlagerung) behaftet. Kernfusion wird nach Ansicht der Wissenschaftler kommerziell nicht vor 30 bis 50 Jahren zur Verfügung stehen, Handlungsbedarf besteht aber jetzt. Deswegen halten wir GRÜNEN die zwei Milliarden Euro, die Wissenschaftsministerin Bär bis 2029 in die Kernfusionsforschung stecken will, für eine schlechte Investition. Eine Förderung der Weiterentwicklung von Speichertechnologien wäre besser angelegtes Geld.

Globale und lokale Dimension von Klimaschutz
Klimaschutz ist ein großes Ding, welches auch auf der Weltbühne spielt. Dort gibt es schlechte Entwicklungen wie den Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen. Aber es gibt auch gute Nachrichten, wie die frische Ankündigung Chinas, die Treibhausemissionen bis 2035 um 7 bis 10% zu senken. Damit leistet China nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, sondern baut damit auch seine technologische und wirtschaftliche Dominanz im Bereich Zukunftstechnologien aus. Die Verantwortlichen in Chinas Führungsriege machen das nicht, weil sie begeisterte GRÜNE sind, sondern weil es sich für sie auszahlt.
Weitere internationale Anstrengungen und Abkommen sind notwendig, die aktuell durch die Gas- und Öllobby behindert werden.
Die oft gemachte Einlassung, dass Deutschland nur 1% der Weltbevölkerung stellt, zählt nicht. Deutschland steht als Industrienation für 2% der Treibhausemissionen und der Klimawandel kennt keine Ländergrenzen. Deutschland kann mit seiner Innovationskraft vorangehen und Vorbild sein. Es kann über Entwicklungshilfeprojekte verhindern, dass in sich entwickelnden Ländern veraltete Technologien zum Einsatz kommen.
Auch vor Ort, in den Kreisen und Kommunen, zählt jede Maßnahme, die dem Klimaschutz dient. Nicht nur die Bürgerinnen und Bürger sind gefragt, wenn es um die PV-Anlage, den Einkauf regionaler und saisonaler Produkte, das Fahren mit der Bahn statt dem Auto oder die Müllvermeidung geht. Die Politik vor Ort kann auch Weichen stellen.
GRÜNE setzen Klimaschutz auf die kommunale Agenda
Wir GRÜNEN im KV Straubing-Bogen treten ein für:
- Stadtbegrünung in Straubing: Bäume sind Wasserspeicher und Schattenspender, die das Mikroklima herunterkühlen.
- Einsatz regionaler Bio-Produkte in Schulkantinen: Bio heißt Verzicht auf Pestizide, das erhält die Artenvielfalt und sichert unsere Lebensgrundlagen.
- Neudiskussion des gestrichenen On-Demand-Bus-Systems: Mobilität für alle, bei gleichzeitigem Klimaschutz
- Kommunale Förderprogramme zu erneuerbaren Energien für Ein- und Mehrfamilienhäuser
- Um bezahlbares Wohnen zu ermöglichen, sollten Bebauungspläne auf Nachverdichtung statt Flächenfraß setzen. Damit bleibt uns lebenswichtiges Grundwasser erhalten.
Text: K. Diekmann